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Ein paar Worte zur Heraldik
A few words about heraldry

Der Name "Wappen" geht sprachlich auf das mittelhochdeutsche Wort wapen zurück, was ursprünglich alle Waffen eines Ritters benannte. Zu diesen Waffen gehörte neben dem Schwert auch der Schild als wichtigste Verteidigungswaffe. Eine begriffliche Trennung zwischen der Waffe als offensives Kampfgerät und dem Schild als defensive Schutzwaffe bildete sich erst im

16. Jahrhundert heraus.

         Linguistically, the name "Wappen" (Englisch: “coat of arms”) goes back in the German language  to the Middle High German word wapen, which originally referred to all the weapons of a knight. In addition to the sword, these weapons also included the shield as the most important defensive weapon. A conceptual separation between the weapon as an offensive fighting device and the shield as a defensive protective weapon only emerged in 16th century.

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Das Wappen im eigentlichen Sinne besteht einzig aus dem Wappenschild, welcher mit einem Symbol versehen ist. Genaugenommen handelt es sich bei dem Begriff "Wappenschild" um eine Doppelung des ursprünglichen auch mit Schilde bezeichneten Begriffes "Wappen" und der Bezeichnung "Schild" für die spezielle Verteidigungswaffe. Im Niederländischen und den skandinavisch-germanischen Sprachen, deren Heraldik auch von der deutschen mehr oder weniger stark beeinflußt ist, wird für Wappen noch heute diese Namensdoppelung "Wappenschild" verwendet, was eigentlich ein präziserer Begriff als "Wappen" ist.

         The Wappen (coat of arms) in the actual sense consists only of Wappenschild (heraldic shield), which has a symbol on it. Strictly speaking, the term "Wappenschild" (heraldic shield) is a duplication of the original term "Wappen" (coat of arms), which was also referred to as "Schilde" (shields), and the term "Schild" (shield) for the special defensive weapon. In Dutch and the Scandinavian-Germanic languages, whose heraldry is also more or less strongly influenced by German, this double name "Wappenschild"(this means:"blazon") is still used for coats of arms today, which is actually a more precise term than "Wappen".




Durch den Unterschied zwischen den Wörtern "Wappen" und "Waffen" wird dies im Deutschen aber nicht als störend empfunden. Daß mit den Wappen nicht einfach Waffen gemeint sind, zeigen auch die englischen und französischen Bezeichnungen für Wappen. So verweist das englische coat of arms recht poetisch darauf, daß es sich um eine Art Mantel für die Waffen handelt, während die sehr präzise französische heraldische Sprache mit blason speziell die Zeichnung auf dem Wappenschild meint.

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Das Wappen selbst besteht genau genommen - entgegen landläufiger Meinung - unabhängig von seiner bildlichen Darstellung einzig aus seiner Blasonierung. Als Blasonierung bezeichnet man die fachsprachliche Beschreibung eines Wappens. Abgeleitet ist der Begriff aus dem französischen Wort le blason, was übersetzt soviel bedeutet wie "die Bemalung  des Wappenschildes". Der Begriff Blason trifft genau das, was die Umsetzung eines Wappens auf dem Wappenschild ist, wiederum unabhängig davon, wie diese Blason im Aufriß des Wappenzeichners interpretiert wird. Somit ist die Blasonierung genau genommen nicht die Beschreibung des Wappens, sondern die der Blason. 


Im Französischen wird die Beschreibung des Wappens oder besser der Blason blasonement, im Englischen blazon genannt. Wenn ein Blason blasoniert, also beschrieben wird, spricht man im Englischen dementsprechend von emblazon, im Französischen hingegen ist der diesbezügliche Begriff chanter les louganges, welcher recht blumig auf das Besingen eines Wappens ähnlich der mittelalterlichen Minnekunst verweist.

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Für den Wappenschild gibt es im Französischen wie im Englischen den präziseren Begriff ecusson beziehungsweise escutcheon, aus dem sich wiederum der spanische Begriff für das Wappen, escudo, herleitet. Hier zeigt sich anschaulich, daß das Bild auf dem Wappenschild unabhängig von diesem existiert und Bestand hat und die jeweiligen, den zeitlichen Gepflogenheiten unterworfenen unterschiedlichen Schildformen keinerlei Auswirkung auf das Wappen selbst haben. Ob in einem Rundschild, einem Halbrundschild, einem Spitzschild, einem Voll oder Prunkwappen gezeigt; das Wappen selbst bleibt davon unberührt. 


Da es sich beim Wappenschild und den sich auf ihm befindenden Zeichen und Symbolen um das eigentliche Wappen handelt, sollen an dieser Stelle auch die Wappenbilder genannt sein. Bei ihnen wird unterschieden zwischen Heroldstücken, Heroldsbildern und Gemeinen Figuren, welche auch als Schildfiguren bezeichnet werden. Zu den Gemeinen Figuren gehören alle Gegenstände oder Lebewesen.

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Bei Heroldsstücken und Heroldsbildern handelt es sich um anhand geometrischer Strukturen durch Schnitte erzeugte Flächen auf dem Wappenschild. Der Unterschied zwischen einem Heroldsstück und einem Heroldsbild ist hierbei nicht sonderlich groß und vielfach Anlaß für Verwechslungen und Verfälschungen von Wappen. In etlichen heraldischen Standardwerken wird er gar nicht erwähnt.


Während mit Heroldsstück durch verschiedene Tinkturen voneinander abgegrenzte Flächen bezeichnet werden, handelt es sich bei einem Heroldsbild um eine durch die Teilung beziehungsweise die Teilungen des Schildes hervorgegangene Figur. Daneben gibt es noch die Sub-Heroldsbilder, bei denen es sich, etwas salopp gesagt, um zu klein geratene Heroldsbilder handelt.

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Für die Schaffung von Wappen gibt es heraldische Regeln, von denen die wichtigsten schon sehr früh festgelegt worden sind und welche sich als vergleichsweise stabil erwiesen haben. Später hinzugekommene Bestimmungen dienten nur selten der besseren Darstellung von Wappen oder einer klareren Blasonierung. Sehr verkürzt und knapp gehören zu den wichtigsten Regeln, daß Wappen aus einer Abstraktion bestehen sollen, welche gleichzeitig hinreichend gegenständlich und verbindlich beschreibbar ist. Dabei soll der Raum des Schildes oder Feldes so weit wie möglich bis fast an den Rand ausgefüllt sein.



Ein weiteres Gebot ist, sich stets auf das Wesentliche zu beschränken. So wie die Schildfiguren stark stilisiert sind, soll der gesamte Schild immer von Klarheit und mit dem ersten Blick erfaßbar sein. Farbliche Nuancen sind nicht gestattet. Das Wappen muß immer aus Vollfarben bestehen, deren Anzahl grundsätzlich begrenzt ist und die auch nicht normativ festgelegt werden können. Rot ist zum Beispiel immer Rot und nie Karmesien, Zinnoberrot oder gar Pantone 185.

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Hinsichtlich der Tinktur - wie die Farbgebung des Wappenschildes genannt wird, gibt es zwei Metalle, namentlich Gold und Silber, welche auch als Gelb und Weiß bezeichnet werden dürfen. Daneben werden die Farben Rot, Schwarz, Blau, Grün und Purpur benutzt. Andere Farben sind - bis auf die Hautfarbe für menschliche Figuren - nicht zulässig. Eine weitere Tinktur sind Pelzwerke wie Hermelin oder Feh, bei denen es sich ursprünglich um am Schild befestigte Felle handelte welche später mit festgelegten Mustern dargestellt wurden und werden.







Für die Tinkturen gilt die wichtige heraldische Regel, daß Farbe nicht an Farbe und Metall nicht an Metall grenzen darf. So ist zum Beispiel ein schwarzer Adler (Farbe) auf goldenem Schild (Metall) regelkonform, ein goldener Adler (Metall) auf Silber (Metall) oder ein schwarzer Adler (Farbe) auf Rot (Farbe) hingegen regelwidrig. Für Pelzwerk die  gilt diese Regel nicht. Es darf an Farbe, Metall und auch an anderes Pelzwerk grenzen.

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Entgegen landläufiger Meinung ist jeder berechtigt, ein eigenes Wappen zu verwenden. Es gibt in der Praxis aufgrund mangelnder heraldischer Kenntnisse auch unter den Kommunalwappen sehr häufig regelwidrige Wappen. Und selbst einige Staaten wie zum Beispiel Albanien verwenden ein aus heraldischer Sicht unzulässiges Wappen. Wer sich also ein Wappen zulegen möchte, sollte hierfür die Hilfe eines mit den heraldischen Regeln Heraldikers in Anspruch nehmen. Ich helfe Ihnen dabei gern.

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